Von der gigantischen, einst ca. 10 ha großen Festungsanlage, die in das bebaute Areal der Ortschaft übergegangen ist, sind heute nur noch ein paar Mauerreste der gotischen Burg auf einer verträumten Anhöhe zurück geblieben.
Dennoch lohnt es sich diesen magischen Ort aufzusuchen, denn neben dem wirklich sagenhaften Ausblick über den von der Berounka geprägten Landschaft, wird dem Feinfühligen sehr schnell auffallen, dass die Grenze, die uns und die Geister der Vergangenheit voneinander trennt, an dieser Stelle ausgesprochen leicht passierbar ist. Dies mag daran liegen, dass dieser Ort seiner Namensgeberin Teta zu Lebzeiten als Wirkunsstätte diente. Teta (auch Tetka genannt) war eine mythische böhmische Priesterprinzessin. Sie war die mittlere von drei Töchtern des zweiten böhmischen Herrschers Krok, dem Nachfolger und Sohn des legendären Urvaters Čech. Damit war sie auch die Schwester der Hexenkönigin Libuše und der Magierin und Heilerin Kazi.
Teta gilt als Stifterin und Hohepriesterin des alten spirituellen Pfades der Tschechen. Teta lehrte das Volk mit den Oreaden und Dryaden zu kommunizieren. Die Haine, die Bäume und Steine galten den alten Tschechen als heilig. Ihre heiligen Stätten befanden sich auf Hügeln und Bergen, wo sie den sogenannten „tauben und stummen Göttern“ Opfer brachten und ihren Segen empfingen. Es ist überliefert, dass Teta die Burg Tetín bei Beroun erbaut und in ihr gelebt hat. Weiterhin soll Teta nie geheiratet haben. Betritt man die Ruine auf der Anhöhe und versetzt sich in den Geist des alten Weges, fällt es sehr leicht sich vorzustellen, wie Teta einst an diesem Ort stand und über das ihr heilige Land blickte. Dieser simple Gedanke wird es einem einfach machen, an diesem Ort selbst die Brücke ins Reich der Ahnen zu schlagen.
Später sah hier eine böhmische Fürstin, die heilige Ludmilla von Böhmen 921 n.Chr., ihre eigene Ermordung voraus. Doch konnte sie diese, trotz der warnenden Vision, nicht mehr verhindern und wurde kurz darauf in Tetín auf Geheiß ihrer Schwiegertochter Drahomíra erdrosselt. Auf Drahomíras Befehl wurde Ludmilla ohne Sarg in eine Grube unter Burgmauer begraben. Sofort danach strömte aus der Grube ohne Unterlaß wunderbarer Duft, der alle anderen Düfte an Lieblichkeit übertraf und mehrfach wurden Lichter beschrieben, die Nachts vom Himmel zum Grab herarbstiegen. Als Drahomíra davon erfuhr, ließ sie eine dem Erzengel Michael gewidmete Kirche errichten und Ludmilla dort beisetzen, damit die Wunder nicht ihr, sondern dem Erzengel zugeschrieben würden. Ludmilla gehörte zu der von Tetas Schwester Libuše begründeten Dynastie der Přemysliden und war die erste christliche Herrscherin, sowie die erste Heilige Tschechiens. Ludmilla wurde jedoch nicht als Christin geboren und wuchs mit den Lehren des alten Weges auf. Das gleiche galt für ihren Mann, den böhmischen Fürsten Bořivoj, der sie, wie eine Chronik berichtet, nach dem alten Ritus freite. Die Taufe der beiden im späten Erwachsenenalter wurde der Überlieferung nach möglicherweise politisch erzwungen. Noch viele weitere Legenden ranken sich um Ludmilla, die auch die Großmutter und Erzieherin des heiligen Wenzel war.
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In diesem Zusammenhang sollte noch eine lokale Legende Erwähnung finden. Und zwar erzählt man sich über den Vogel Kuhán, der in Tetins Felsenhügeln lebt, dass er den Menschen das Wetter vorhersagt. Ist sein Rufen aufdringlich, steht ein Gewitter bevor, ist sein Rufen verhalten von den Hügeln zu hören, so wird Regen kommen und ruft er vom Walde aus, dann wird es warm werden. Versucht aber ein Mensch seinen Ruf nachzuahmen, zieht er damit den Zorn des sagenhaften Kuhán auf sich, der ihn von da an und bis ans Ende der Welt verfolgen wird.
GPS-Koordinaten Parkmöglichkeit: 49°56’58.7″N 14°06’13.3″E
GPS-Koordinaten Ruine: 49°57’00.6″N 14°06’23.2″E
Quellen:
Wikipedia – Tetín u Berouna
Wikipedia – Teta
Wikipedia – Ludmilla von Böhmen
Hrady.cz – Tetín
Soňa Thomová, Zdeněk Thoma – Encyklopedie magických míst – Universum, Praha 2018