(auch Lugnasad, Lammas, Lúnasa, Brón Trogain, Lugo, Conucopia im Stregheria, Thingtide im Wiccatru, Fest des Lichtgottes, Fest des Brotes, Schnitterfest, Kräuterweihe, Fest des Wassers, First Harvest)
Lughnasadh (gesprochen „Luu-na-ssah“) gehört zu den Mondfesten des Jahreskreises, das auf halbem Weg zwischen der Sommersonnenwende und Mabon liegt. Es wird entweder am oder korrekter in der Nacht zum 1. August gefeiert, da der keltische Tag nicht um Mitternacht, sondern bereits mit dem Sonnenuntergang begann. Aus astrologischen Überlegungen heraus wird allerdings hier und da auch der 6. August oder der 8. Vollmond nach Yule bevorzugt. Verwandte und abgeleitete Feste, wie das des Crom Dubh und der Puck Fair, Óenach Carman und die Marien-Feiertage, erstrecken sich vom 1. bis 15. August. Früher wurde dieses Fest jedoch mit der ersten Kornreife begangen und leitete die Erntezeit ein.
Im angelsächsischen Raum frühchristlicher Prägung wurde das Fest Lammas (von „Loaf-Mass“) genannt, während Lughnasadh („Tod des Lugh“, auch übersetzt als „Hochzeit des Lugh/Lichts“), die dem Gott Lugh gewidmete ältere keltische Variante bezeichnet. Auf dem Kontinent kannte man es, über den keltischen Kulturkreis hinaus, als Schnitterfest. Es wurde allerorts mit großen Feierlichkeiten und Märkten begangen.
Es ist ein Fest des Dankes für die manifestierte Fülle, die es nun einzufahren und zu bewahren gilt, bis der Korngott, der soeben sein Leben aushauchte und tot danieder liegt, bereit ist zu neuem Leben zu erwachen. Wir erfreuen uns an der wärmenden Gegenwart des Lichtgottes, wohlwissend, dass auch sie langsam dahinschwindet und uns ebenfalls die Aufgabe zufällt, seine Kraft durch die dunkle Zeit hinüber zu tragen in den nächsten Zyklus, der da kommt.
Bekannte magische Traditionen
Im Neuheidentum wird Lughnasadh heute vorwiegend als Fest des Licht- und Sonnengottes Lugh begangen. Jedoch steht in der paganen und druidischen Tradition teilweise die Verehrung des Korngottes, der sich als Aspekt bzw. Sohn des Sonnengottes für die Ernte geopfert hat und nun von seiner Mutter, der schwangeren Göttin betrauert wird, im Vordergrund.
Seine Kraft ist nun ganz in Korn und Pflanzen übergegangen und ist so in der Lage mit ihm bei seiner Wiedergeburt, mit ihm erneut ins Leben zu treten, wenn die bereits schwangere Muttergöttin ihn erneut gebiert. Der Rituelle Tod des Kornkönigs vollzieht diese Handlung symbolisch nach. Dieser Brauch, der bis heute manchenorts sogar auf Volksfesten, als Verbrennung verschiedener symbolischer Stellvertreter (z.B. einer großen Kornpuppe), überlebt hat, wurde in frühen Zeiten durchaus auch in Form eines rituellen Menschenopfers begangen, bei dem oft sogar Prinzen oder hochrangige Kriegsgefangene geopfert wurden.
Die Verbrennung der Kornpuppe hat im Kontext der Christianisierung vielerorts aber auch einen völiig anders gearteten Hintergrund, der durchaus differenziert betrachtet werden sollte. Ein verbreiteter Brauch der heidnischen Tradition war es nämlich, die letzte Garben des Kornes als Zuflucht für die fruchtbarkeitsspendenden Naturgeister auf dem Feld stehen zu lassen und aus diesen später eine Kornpuppe o.ä. zu binden, in der sie überwintern konnten, bis man sie im neuen Zyklus wieder entließ, damit sie ihre Arbeit fortsetzen konnten. Diese Tradition kennt man auch von den alten Slawen, deren Kornpuppen von einen großen Phallus gekennzeichnet waren, die ihr Fruchtbarkeitsattribut ausdrückten. Verbrennt man nun diese Kornpuppen, so bricht man jäh den uralten Bund zwischen den Geistern der Natur und den Menschen, die zuvor in holder Eintracht auch den Winter gemeinsam verbrachten und sich unterstützen, wo sie konnten. Welch grausamen Geistes Kind mag sich für einen Ritus ereifern, der diese Brücke zwischen den Welten und Wesen vorsätzlich zerschlägt.
Erntekrone und Erntekranz entstammen übrigens der gleichen magischen Tradition wie die Kornpuppen.
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Bei Wicca ist Lughnasadh ein Fest des Dankens und Opferns für den Überfluss den die blühende Natur am Ende des Hochsommers bietet. Man bittet um den Segen für eine in jeder Hinsicht reiche Ernte. Lughnasadh ist neben Beltane, das zweite Fest an dem traditionell zwischenmenschliche Bindungen geweiht werden. Ansonsten tut man es den anderen neo-paganen Traditionen relativ gleich.
In der irischen Sagenwelt waren Lughnasadh oder auch Brón Trogain („Trauer um Trogain“), das Totenfest der Ziehmutter und Amme des Lichtgottes Lugh namens Tailtiu, die mit der älteren Erdgöttin gleichgesetzt wurde. Dies macht Lughnasadh im Ursprung zu einem Fest der Großen Mutter, die seit je her als Hüterin des Ackerbaus und der Ernte gilt und der die Riten vor Lugh galten. Das Totenfest der Tailtiu fand traditinonell auf ihrem Grabhügel in Teltown (County Meath), aber auch in Tara und Kildare statt. In seinem Rahmen gab es allerlei Wettkämpfe, wie den der Barden, ebenso Pferderennen und vielenorts Jahr- und Viehmärkte. Auch Eheschließungen wurden gerne zu diesem Fest verhandelt und verabredet. So kam es zu Verlobungen an diesem Tag, aber auch Gemeinschaftshochzeiten wurden zelebriert. Interessant ist zudem, dass bis zum nächsten Lughnasadh befristete einjährige Ehen mit sog. Beischläferinnen, aber auch Probeehen zur Prüfung der Fruchtbarkeit geschlossen wurden. Hieraus resultiert der Brauch der neo-kletischen Trauung, eine auf ein Jahr und einen Tag zeitlich befristete Heirat.
Es war auch üblich Geschenke zu Lughnasadh auszutauschen. Man praktizierte während der Festlichkeiten häufig Spiral-Tänze, die nicht nur dem ausgelassenen Vergnügen, sondern auch der magisch-energetischen Aufladung von Plätzen dienten. Im gleichen Zusammenhang standen Feldumgehungen für die Ernte.
Die Gottheit Lugh trägt auch den bei Beinamen „Der mit den langen Armen“, wobei diese mit Blitzen assoziiert werden. Sagen berichten, dass die Druiden und Priester der frühen Tage zu seiner „Hochzeit des Lichts“ eindrucksvolle Blitze beschworen und hervorriefen, die dem Volk die magisch-energetische Verbindung von Himmel und Erde veranschaulichten. Es gibt die Vermutung, dass den Keltenschanzen in diesem Zusammenhang eine energetische Bedeutung zukommt.
Die zu Lughnasadh vorherrschenden feinstofflichen Strömungen ermöglichen den Menschen zudem die Verbindung zu den Wesen der Anderswelt und so so pflegte man insbesondere an den Feenhügeln den Austausch mit den Sídhe (dem Geistervolk Irlands). Auch Gräbstätten wurden in diese Zeremonien eingebunden.
Aus der Spätantike ist überliefert, das in der Stadt Lugdunum jährlich am ersten August ein entprechndes Fest gefeiert wurde, bei welchem dem Gott „Mercurius Augustus“ und der Göttin „Maia Augusta“ gehuldigt wurde.
Der Coligny Kalender weist ebenfalls einen Festtag namens „Lugo“ aus.
Die christlichen Kirchen versuchten die Festtermine um Lughnasadh durch die Marien-Feiertage (auch „Frauendreißiger“ genannt) abzulenken, aber anders als bei den meisten anderen Jahreskreisfesten, gelang es ihnen nicht Lughnasadh zu vereinnahmen. Da sie aber den Einfluß der Druiden und heidnischen Priester fürchteten und zurückdrängen wollten, erklärten sie den Feiertag stattdessen kurzerhand für ihre Anhänger zum Unglückstag. Sie verbreiteten, dass der Lichtgott Lugh eine direkte Entsprechung Lucifers wäre, den sie ja bereits zuvor, durch einen der vielen bis heute unkorrigiert gebliebenen Übersetzungsfehler, fälschlich mit dem Teufel identifizierten. So wurde der 1. August für die Christen zu dem Tag, an dem der Dämon in die Hölle stürzte, auch wenn sie Traditionen und Themen, wie die Kräuterweihe und die Segnung der ersten Brotlaiber („Petri Kettenfeier“) aus dem neuen Korn, gerne kopierten.
Zur Kräuterweihe wird traditionell ein Strauss oder Kräuterbuschel aus neun Kräutern gebunden, da sich zu diesem Zeitpunkt die Heilkraft, als auch der Wirkstoffgehalt der Kräuter auf ihrem Höhepunkt befindet. Diese neun Kräuter sind Baldrian, Johanniskraut, Schafgarbe, Kamille, Wermut, Arnika, Pfefferminze, Tausendgüldenkraut und die Königskerze, die man im Zentrum des Gebindes platzierte. Sie wurden zu diesem Fest ursprünglich im Namen der großen Göttin, später dann im Namen Marias gesegnet und kopfüber zum Trocknen aufgehängt. Die Sträusse dienten dann nicht nur als Notvorrat an Heilkräutern für den Winter, sondern wurden bis zum nächsten Schnitterfest auch als Räuchermittel zu verschiedenen magischen Zwecken wie Heilungs-, Fruchtbarkeits- und Liebeszaubern verwendet.
Die für Lammas namensgebende Brauch, bei dem das erste Brot das aus dem neuen Korn gebacken, gesegnet und gemeinsam verzehrt wurde, beinhaltete, dass man etwas Mehl vom Korn des Vorjahres oder Krumen des letzten alten Brotes mit in den Teig mischte. Dadurch stellte man die Verbindung von alt und neu symbolisch her und schloss so den Kreis, in dem das Leben in der Natur verlief.
Einige typische Entsprechungen
Kräuter und Pflanzen
Akazienblüten, Alpenveilchen, Arnika, Baldrian, Bockshornklee, Eichenblätter, Heidekraut, Hollunder, Johanniskraut, Kamille, Königskerze, Kornblume, Mohn, Rainfarn, Salbei, Schafgarbe, Sonnenblume, Tausendgüldenkraut, Wermut, Weihrauch, Weizen, und Pfefferminze.
Früchte
Alle Sommerfrüchte, vor allem die Süßen.
Farben
Goldgelb und Orange.
Steine
Citrin, Aventurin, Katzenauge, Goldtopas.
Räucherungen
Aloe, Rose und Sandelholz, aber auch die Reste des Kräuterbuschels des letzten Jahres.
Was tun an Lughnasadh? – Eine kleine Sammlung zur Inspiration der persönlichen Praxis
Wenn man über einen persönlichen Altar verfügt, bietet es sich zu Lughnasadh an, diesen zu Beginn nur rudimentär mit Symbolen und Farben des Festes und einem Stellvertreter der Gottheit, mit der man arbeiten möchte, zu versehen. Während der dem zeremoniellen Festverlauf gewidmeten Aktivitäten ergänzt man ihn schrittweise mit den sich daraus ergebenen Utensilien, so daß er zum Ende des Festes die Fülle nachvollzieht, für die man dann zum Abschluss dankt.
Kornähren, Kornblumen und Mohn eigenen sich hier besonders. Auch Hahnenfedern sind seit je her, wegen ihrer Sichelform, ein beliebter Altarschmuck. Als prägende Gottheiten bieten sich vor allem Licht-, Korn- und Erntegötter, wie z.B. Lugh, Ceres, Demeter, aber natürlich auch die Große Mutter, Habondia und der Green Man an. Symbole des Mondes, sollten bei einem Mondfest natürlich auch nicht fehlen.
Fragestellungen, die einen durch diesen Tag begleiten könnten sind z.B.: „Die Früchte welcher Taten ernte ich gerade?“ oder „Was möchte ich bewahren und auf was kann ich in Zukunft verzichten?“
Ich finde es praktisch, das Backen des Brotes an den Anfang der Verrichtungen zu stellen, da man es nach seiner Segnung, in die Mahlzeiten einbeziehen kann und auch für alle weiteren rituellen Aktivitäten eine Opfergabe zur Hand hat. Vielleicht beginnt man den Tag mit dem Besuch bei einer Mühle, um frisches Mehl vom Korn diesen Jahres zu holen. Nicht zuletzt umgibt Kornmühlen seit je her etwas Magisches, dass euch gerne weiter durch euer Zeremonial begleitet, wenn ihr ihm euren Gruß entbietet. Beim Zubereiten des Brotes sollte man daran denken, das Alte mit dem neuen zu Vereinen. Vielleicht reibt ihr ein altes getrocknetes Brötchen in den Teig oder streut einfach etwas Paniermehl hinein.
Bei der Form des Brotes sollte man kreativ sein. Es ist beliebt ihm die Form des Korngottes zu geben, aber es kann auch eine andere Symbolform annehmen, die dem Charakter der darin enthaltenen Segenskraft zum Ausdruck bringt. Vielleicht ritzt man auch einfach eine Sigille in den Brotlaib, die dem entspricht. Ist das Brot ausgebacken und etwas abgekühlt, bringt man es zum Altar, bittet um dessen Segnung und lässt dort sogleich etwas als Opfergabe davon zurück. Es ist auch in Ordnung sich selbst einen Bissen zu genehmigen.
Nun ist ein guter Zeitpunkt sich auf in die Natur zu machen, um einen Kräuterstrauss zu sammeln. Hierbei kann man versuchen die traditionellen neun Kräuter einzubeziehen oder je nach geplanter Verwendung dem jeweils angedachten Wirkprinzip entsprechende Pflanzen zu verwenden. Man kann aber auch völlig frei die Kräuter, Gräser, Pflanzen und Blumen, die gerade Umgebung vorkommen und die einem gerade sympathisch sind, verwenden, um sein Kräuterbuschel zusammenzustellen. Natürlich nehmen wir nichts aus der Natur mit, ohne etwas dort zu lassen, mit dem wir unser Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen und sei es nur, dass wir zum Dank ein kleines Liedchen singen oder leise ein Gedicht vortragen.
Da man ohnehin gerade in der Natur unterwegs ist, kann man sehr schön einige Getreidehalme schneiden und sie den Korn- und Pflanzengeistern, mit einem Gebet oder kleinen Ritual als Habitat für den Winter anbieten. Diese bindet man dabei zu einer kleinen Kornpuppe oder einem Kranz.
Eine wunderschöne Wunschpraktik zu Lughnasadh ist es, seine Wünsche auf ein Band zu schreiben und damit den Kranz oder aber auch die Kornpuppe zu binden. Im letzten Fall erhofft man sich als Dank oder Miete für das Winterquartier die Wunscherfüllung. Es ist aber natürlich nicht notwendig seine Wünsche auf diese Weise zu spezifizieren, man kann sich auch einfach allgemein auf die segensbringende Dankbarkeit seiner temporären Mitbewohner verlassen.
Für Kräuterstrauß und Kornpuppe erbitten wir im Anschluß an unseren Ausflug den Segen der jeweiligen Gottheit und ergänzen mit ihnen unseren Altar. Nach dem Fest sollte der Strauß kopfüber zum Trocken aufgehängt werden. Der Kornpuppe räume man bis zum Frühjahr einen Ehrenplatz in der Wohnung ein, sie kann aber durchaus auch länger auf dem Altar verbleiben.
Da Lughnasadh die arbeitsreiche Zeit des Erntens und des Bevorratens einleitet, bietet es sich an diese Arbeit auch weiter symbolisch in den Tagesablauf einzubeziehen. Da das Verteilen von Geschenken ebenfalls ein traditioneller Festbestandteil ist, könnte man zum Beispiel an diesem Tag Marmelade kochen, Einwecken, Kräuter in Öl einlegen oder Fürchte entsaften usw., so daß man am Abend einige schöne selbst hergestellte Geschenke hat, die man an der geselligen Tafel übergibt. Natürlich wird man es nicht versäumen auch hiervon etwas am Altar zu opfern und die Geschenke von der Gottheit segnen zu lassen.
Lughnasadh ist ein geselliges Fest und so sollte man abends einige Freunde um einen reichgedeckten Tisch versammeln und es sich richtig gut gehen lassen. Das frisch gebackene Brot wird nun vom Altar genommen und gemeinsam verspeist.
Zum Abschluss des geselligen Teils kann man sich, wie manchenorts üblich, mit Musik, Tanz und Trank am Feuer versammeln. Ich persönlich halte jedoch, aufgrund der geschilderten Doppeldeutigkeit, nichts vom Verbrennen von Stellvertretern. Man kann die Energie des Tages jedoch auch noch zum Anlass für eine Nachtwanderung zu einem nahegelegenen Hügel nehmen, um dort den Feen auf seine eigene Weise seinen Respekt zu erweisen. Darüber hinaus wäre Lughnasadh ein guter Tag um sich zu verloben, wenn denn so etwas auf der persönlichen Agenda steht.
Am Ende des Festes sollte man sich in jedem Fall noch einmal allein seinem Altar zuwenden und seiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen.
Quellen:
Wikipedia – Lughnasadh
Wikipedia – Keltischer Jahreskreis – Lughnasadh oder Lammasfest
Wikipedia – Wicca-Jahreskreis – Lughnasadh
jahreskreis.info – Lugnasad – Lammas – Maria Himmelfahrt
magischer-kreisel.de – Hexensabbat – Lughnasadh, Bräuche und Rituale der Hexen
hexe.org – Lammas – Lugnasad
brauchtumsseiten.de – Lammas, Mondfest, Lugnasadh, Schnitterinnenfest
Hexenwerkstatt – Lughnasadh
Bilitsa – Lugnasad, Lammas, Schnitterfest