Sommersonnenwende

(auch Litha, Mittsommer, Kupala, Midsommerblód, Oiche Fheile Eoghain, Feill Sheathain, Alban Hefeyn, Eichenfest, Johannisfest)

Solstice bonfire
Vidgestr / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Die Sommersonnenwende gehört zu den Hochfesten des Jahreskreises und kennzeichnet den Punkt, an dem die Kräfte des Lichts in dieser Welt auf ihrem Höhepunkt sind. Die Membran zu den Sphären der lichten Wesenheiten ist zu diesem Zeitpunkt dünn und durchlässig, wodurch sie ihre Macht über die irdische Welt in Gänze entfalten können und für uns deshalb auch einfacher erreichbar sind. Die Sonnenwenden wurden seit grauer Vorzeit von allen Kulturen geehrt und rituell gefeiert.

Die Sommersonnenwende wird vom längsten Tag und der kürzesten Nacht des Jahres bestimmt und fällt meist auf den 21.Juni im Kalender (in manchen Jahren, wie in 2020, auch auf den 20.Juni).

Für magische Rituale, Operationen und Wunschpraktiken verwendet man am besten den jeweiligen exakten astrologischen Übergangspunkt der Sonne in das Zeichen Krebs.

Bekannte magische Traditionen

Bengt Nyman from Vaxholm, Sweden / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)
Bengt Nyman from Vaxholm, Sweden / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

In den altnordischen Traditionen wurde dieses Sonnenfest gleich drei Tage am Stück gefeiert. Hierzu wurde an einem bedeutenden Platz ein Ritualfeuer entzündet und an einem alten Baum (meist einer Eiche) eine Art Questenkranz (ähnlich des Weltenkreuzes) gegen Osten hin aufgehängt. Dieser Baum wurde Mittsommerbaum genannt. Man schmückte die Brunnen und Quellen als Wasserheiligtümer. Das Mittsommerbad gehörte in diesem Zusammenhang zu den praktizierten Riten. Zudem hielten die freien Männer im Zuge der Feierlichkeiten Rat in Form des sog. Althing.

Im Neuheidentum wird ebenfalls der Brauch des Mittsommerfeuers gepflegt.
Die heilige Hochzeit von Göttin und Gott (Hieros Gamos) wird rituell vollzogen bzw. gefeiert. Hierbei werden, je nach Ausrichtung und Absicht, verschiedene Götterpaare geehrt und ggf. invoziert. Auch die Anrufung und ein Opfer für die Wassergötter und -geister ist bei Pagans zur Sonnenwendfeier nicht unüblich, denn die feurige Kraft der Sonne kann die Natur nur gemeinsam mit der lebensspendenden Kraft des Wassers in seiner Pracht erblühen lassen.

Ντεβ / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Ντεβ / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Die schamanischen Traditionen, die sich auf die Kelten beziehen und die Neo-Druiden nennen das Mittsommerfest „Alban Hefeyn“. Der Überlieferung nach dauerte es sogar 12 Tage. Auch hier handelt es sich um ein Freudenfest, das man voller Dankbarkeit feiert. Die schwangere Erdmutter lässt alles in Fülle wachsen und gedeihen und der Überlebenskampf mit der Natur ruht in dieser Zeit. Man zelebriert das blühende Leben.
Die Mittsommerfeuer werden als sichtbares Zeichen des Dankes und der Freude entzündet, umtanzt und übersprungen und dabei allerlei Schwüre abgegeben. Beim Sprung übers Feuer soll von einem abfallen, was keine Bedeutung mehr hat und nur das bestehen können, was einen auch weiterhin trägt und dienlich ist. In der Vergangenheit warf man auch die Kinder über das Feuer, um sie gegen Krankheiten zu feien.
Es wurde ein aphrodisierendes Starkbier mit Kräutern gebraut und je später die Stunde, desto ekstatischer wurden die Tänze. Die einzige Bekleidung der Tänzer bestand aus einem Gürtel aus Beifuß oder Eisenkraut und einem Haarschmuck aus Gundermann, Eisen- oder Johanniskraut. Beifuß und Gundermann sollten Ekstase und Hellsicht fördern. Ins Feuer wurde Hexenmehl (Bärlappstaub) geworfen, dass zu Lichtblitzen und kleinen Explosionen führte. Die Bilwis-Priester, die dem keltischen Sonnengott dienten, segneten zur Sonnenwende die Felder.

Auch Opferriten für den gehörnten Gott der Natur waren üblich. Für ihn wurden Arnika und Christophskraut um die Felder gesteckt. Auch der, insbesondere in den Sonnenbräuchen des Wolfs-Schamanismus übliche, bocksprungartige ekstatische Veits-Tanz gehörte zu diesem Fest. Zudem war die rituelle Tötung des Sonnengottes oder seines Stellvertreters durchaus verbreitet. So fand bei den Kelten z.B. der sogenannte Eichenkönig Belenos oder auch Baldur den Tod. Dieser Brauch ging jedoch weit über das Verbreitungsgebiet der Kelten hinaus und fand sich bis in den Orient. Dionysos, Mithras, Tamuzi (Dumuzi), Nimrod, Enkidu, usw. sind nur einige Beispiele.

Für den slawischen Kulturkreis war die Sommersonnenwende das wichtigste Fest im ganzen Jahreskreis und wurde Kupala genannt. Es war das Fest der Vereinigung der Gegensätze, wie Himmel und Erde, Tag und Nacht, Feuer und Wasser und Mann und Frau. Der Feuersprung war ein auch bei den Slawen gängiger Festbrauch. Zudem flochten die jungen Frauen Blumenkränze, die sie mit brennenden Kerzen und unter Segensgebeten in Wasser setzten und anhand ihres Dahintreibens divinatorische Rückschlüsse auf das eigene Schicksal zogen. Kräuter, die in der Festnacht vor Sonnenaufgang gesammelt wurden, galten als besonders heilkräftig und das reinigende Bad im Fluß an diesem Tag sollte die Gesundheit für das ganze bevorstehende Jahr erhalten. Besondere Verehrung erfuhren zu Kupala auch die Wassergeister der Slawen, wie die Rusalkas und die Vodníks.

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Bei Wicca wird die Sonnenwende als „Litha“ (gesprochen „Litta“) bezeichnet, was sich auf den alten angelsächsischen Monatsnamen bezieht. Es wird auch als Mittsommerfest bzw. Mittsommernacht im Wiccatru, Feill Sheathain im Pecti-Wita und Alban Hefin im Caledonii-Wicca genannt. Es gehört zu den kleinen Hexensabbaten. Auch hier spielen die bereits genannten paganen Traditionen, wie das Umtanzen und Überspringen des Feuers, eine wichtige Rolle. Insbesondere der Tanz im und um das Feuerrad ist hier verbreitet. Der Tanz beginnt im Inneren eines dünnen Ringes aus Feuer, wird überschritten und dann im Außen fortgeführt. Symbolisch ein wunderschönes Bild.

Auf der Isle of Man werden Manannan mac Lir, der als Sohn des Meeresgottes Lir und als Schutzpatron der Insel gilt, Opfer dargebracht. Als Opfergabe dient grünes Gras, damit er die Seefahrer beschützt und die Netze der Fischer füllt. Auch erbittet man seinen Schutz vor Angreifern durch das Opfern von Erbsenschoten, denen er dann auf magischem Wege eine Kriegsflotte erscheinen lässt, um sie in die Flucht schlagen.

In Irland begeht man die Sommersonnenwende unter dem Namen Oiche Fheile Eoghain und entzündet das Mittsommerfeuer am Hügel der Fee Aine, dem Cnoc Áine (heute Knockainey Hill im County Limerick). Die Fee gilt als Manannans Tochter.

Die christlichen Kirchen übernahmen den brauch der Sonnenwendfeiern als den Johannistag bzw. das Johannisfest am 24. Juni. Die Johannisfeuer sind nichts weiter, als die Fortsetzung der Tradition des Mittsommerfeuers.

Auch bei den Freimaurern, in deren Ritualistik die Lichtsymbolik eine tragende Rolle spielt, gilt das Johannisfest, als das wichtigste rituelle Jahresfest.

Einige typische Entsprechungen

Kräuter und Pflanzen

Johanniskraut, Arnika, Christophskraut, Beifuß, Eisenkraut, Kamille (Augenbrauen Baldurs), Holunderblüten, Sonnenlbumen, Schafgarbe, Gundelrebe, Blutwurz, Bärlapp, Ringelblume, Königskerze, Quendel, Kümmel, Heilziest, Klette, Margerite, Hollunder, Mistel.

Früchte

Alle Sommerfrüchte der Region, die jetzt schon reif sind, wie Kirschen und Erdbeeren, aber auch Haselnüsse und Walnüsse.

Bäume

Eiche, Eberesche und Kirschbäume

Farben

Rot, orange, gold, gelb, hellblau, grün.

Steine

Granat, Sonnenstein, Chalcedon, Citrin, Gelber Topas, Amber und Calcit.

Räucherungen

Alle fruchtigen Düfte, wie z.B. Orange, aber auch Rose, Lavendel und Jasmin.

Was tun zur Sonnenwendfeier? – Eine kleine Sammlung zur Inspiration der persönlichen Praxis

Wenn man über einen persönlichen Altar verfügt, ist es eine schöne Idee diesen zu Beginn des Tages mit Symbolen des Festes zu versehen und sich dann seiner persönlichen spirituellen, kontemplativen und divinatorischen Praxis zu widmen.

Anschließend können auch Haus, Garten und ggf. der Festplatz entsprechende Vorbereitung erfahren. Die Bäume des Festes sollten dabei besonders bedacht werden.

Arnold Böcklin / Public domain

In der Tradition des Schmückens von Quellen und Brunnen, sowie der rituellen Kontaktpflege mit den Wassergeistern, empfehle ich die Praxis des Bachwanderns.
Hierzu sucht man sich einen flachen Bachlauf in der Nähe und durchwatet ihn eine Weile barfuß, die Gedanken auf die Wassergeister gerichtet. In Bäumen und Büschen am Ufer können hier und da ein paar bunte Stoffschleifchen mit einem Wunsch oder einfach zum Dank als Festschmuck befestigt werden. Insbesondere in Trauerweiden am Ufer, in denen die männlichen Wassergeister oft sitzen, ist ein guter Platz für Schleifen und bunte Bändchen, da diese sich sehr an ihnen erfreuen. Ebenfalls kann eine Prise Tabak als Opfer für die männlichen Wassergeister mit einem kleinen Wunschgebet ins Wasser gegeben werden, die Wasserwesen wie der Vodník zum Rauchen ihrer langen Pfeifen sehr schätzen.

Die magischen Arbeiten dieses Tages gründen sich darin, die an diesem Tag in allen Dingen im Überfluss vorhandene Lichtkraft zu konservieren.

Es ist also die perfekte Zeitpunkt die magischen Kräuter der Saison zu ernten und zum Trocknen aufzuhängen, um sie haltbar zu machen. So kann man der Bachwanderung gleich eine Kräuterwanderung folgen lassen. Vielleicht hat man Lust einen Teil der Kräuterernte gleich in einem Green Smoothie zu verarbeiten und so einen vollen Zug Lichtkraft zu tanken.

Im Anschluss bietet es sich auch an magische Gegenstände, wie z.B. Zauberstäbe, neu herzustellen oder bereits vorhandene zu laden. Eventuell ist einem auch auf der vorangegangenen Wanderung ein Objekt, wie z.B. ein besonderer Stein untergekommen, der einem von nun an als Kraftspeicher und Weggefährte begleiten möchte.

Das Sammeln eines Sonnenwendstraußes ist ebenfalls eine gute Praxis, um die Kräfte des Augenblicks bis zur nächsten Sommersonnenwende zu erhalten. Hierzu wird ein kleines Sträußchen oder ein Kranz aus Wildblumen und Pflanzen gebunden. Johanniskraut, Margeriten, Kamille und Klee sind hier besonders geeignet. Unter das Kopfkissen gelegt schützt er vor Krankheiten und Alpträumen und bietet ebenfalls Schutz für die Bewohner des Hauses, wenn er sichtbar ins Fenster gehängt wird.

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Bengt Nyman from Vaxholm, Sweden / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Unverheiratete Mädchen und Frauen können aus den gesuchten Kräutern einen Kranz flechten und und diesen über ihre Schulter in Richtung eines Baumes werfen. Die Anzahl der Versuche, die es braucht bis der Kranz hängen bleibt, entspricht dann der Anzahl der Jahre die vergehen, bis sie heiratet.

Das Sonnenfest ehrt auch die Tierwelt. Wenn ihr ein Haustiere habt, macht ihnen heut ein kleines Geschenk, mit dem sie etwas anfangen können oder streichelt einfach einmal den freundlichen Hund des Nachbarn.

Da Mittsommer für die Fülle und das blühende Leben steht, darf es an reichlich Festspeisen und berauschenden Getränken nicht fehlen. Stark- und Kräuterbiere haben für dieses Fest Tradition. Die Speisen sollten Saison und Region entsprechen. Die italienische Sommerküche bietet hier einige beachtenswerte Rezeptideen. Auch ein Buttermilchbrot, das magisch zubereitet wird, ist typisch und in etlichen Varianten auffindbar (Beispiel für ein verzauberten Buttermilchbrot).

Azim Azimzade / Public domain

Ein Mittsommerfeuer am Abend darf natürlich auf keinen Fall fehlen und es sollte mit der Vorstellung übersprungen werden, dass das Alte, Hinderliche und Bedeutungslose durch die Flammen beim Sprung getilgt wird und nur das Segensreiche und weiterhin Bedeutende widersteht.
Nun können dem Feuer kleine Opfergaben übergeben werden. Hierzu können z.B. Blüten, Kräuter, Gewürze und Früchte verwendet werden. Natürlich sollte etwas vom schwarzer Holunder dabei nicht fehlen. Auch Wunschzettel können mit den Opfern dem Feuer anvertraut werden. Paare können das Feuer Hand in Hand überspringen und umtanzen, um die Verbindung zu segnen. Die Asche der Mittsommerfeuers wird gesammelt und verwahrt. Sie speichert die Kraft des lichtvollen Momentes und kann zu allerlei magischen Zwecken gebraucht werden. Früher wurde sie oft auf den umliegenden Feldern verteilt, damit diese fruchtbarer werden.

Das Auskosten des Momentes ist bei allem das Gebot der Stunde. Je nachdem, mit wem und in welchem Kontext man das Mittsommerfest begeht, darf es zu seinem Höhepunkt durchaus rauschhaften Charakter bis hin zur erotisch-sexuellen Ekstase annehmen.

Die Hartgesottenen harren dann sogar die kurze Nacht bis zum Sonnenaufgang wachsam am Feuer aus, um zu erfahren was sich ihnen in dieser besonderen Nacht offenbart.

Mit etwas Glück bemerkst du vielleicht die Feen, die sich Nachts zum Tanz zu dir gesellen oder siehst die Zwerge, die nun unter dem Holunder Hochzeit feiern.

Quellen:

Wikipedia – Keltischer Jahreskreis
Wikipedia – Wicca-Jahreskreis #Litha
Wikipedia – Manannan
Wikipedia – Áine
Söhne des Feuers – Heidnische Traditionen und Bräuche: Der Jahreskreis
jahreskreis.info – Sommernsonnenwende
schamanenstube.com – Litha
magischer-kreisel.de – Sommersonnenwende
viversum – Sonnenwendfeier Litha: Fest der Reinigung, Ordnung und Balance
Sternenkreis – Brauchtum zur Mittsommernacht
hexe.org – Litha – Mittsommer
brauchtumsseiten.de – Das Fest Litha (Sommersonnwende)
Hexenwerkstatt – Rituale zu Litha
Lilienhain.at – Litha

Youtube:

Harmony Nice – Midsummer Rituals – The wiccan Holidays Part 5 Litha, Enchanted Endeavours Ep. 11
Heiden TV – Von Wasserorakeln und Heilquellen – Teil 1

Weitere Quellen:

Wolf-Dieter Storl – Pflanzen der Kelten: Heilkunde Pflanzenzauber Baumkalender – 7. Auflage, AT Verlag , 2000
Winnie Musil – Das SternenOrakel: Astrologie als Wegweiser – neobooks, 2017


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