Neben Panenský Týnec und Adersbach ist der Berg Říp, der auch Georgsberg genannt wurde, der dritte energetische Gigant in Tschechien.
Die Sage berichtet, dass die Energie des Berges zyklisch von einem Drachen genährt würde, der den Namen Wolfsdrache trägt. Als brennende Kugel kommt er aus Richtung der Stadt Mělník geflogen und tritt in den Berg ein. Dort trifft er mit magischen Wesen, die sechs Finger haben und aus einer anderen Welt stammen, zusammen.
Wer sich mit dem Kompass auf den Weg macht, wird ebenfalls sehr schnell Bekanntschaft mit den magnetischen Anomalien machen, die so intensiv sind, dass über dem Berg heute sogar ein striktes Flugverbot herrscht. Die magnetische Anomalie ist so auffällig, dass sie bereits 1890 von der internationalen Erdmessungs-Kommission erforscht und vermerkt wurde.
Der Berg Říp stand von Anbeginn im Fokus der Tschechen, da der Berg der legendäre Ort des Beginns ihrer Geschichte ist und ihnen seit dem als heilig gilt.
Über die Ankunft des großen slawischen Stammes unter Führung ihres Stammvaters Čech am Fuße des Říp Anfang des 6.Jahrhunderts berichtet der Dichter Alois Jirásek auf Grundlage der Chronik von Cosmas: „… von der langen Wanderung auf der Suche nach einem fruchtbaren Land waren die Menschen des Stammes erschöpft und sehnten sich nunmehr nach einem ruhigen Leben. Als die Unzufriedenheit zunahm, begannen sie jedoch zu rebellieren. Zu dieser Zeit waren sie in die angenehme Umgebung zwischen den Flüssen Ohre und Labe (Elbe) gekommen.”
Ihr Anführer stieg hinauf auf den Berg, der heute den Namen Říp trägt, schaute in das weite Land und sprach zu seinem Stamm: »Dies ist das Land, was ich euch versprochen habe, das Land, das niemandem unterworfen ist, voll von Tieren und Vögeln, von süßem Honig und Milch überquellend.«
Worauf die Menge rief: »Du hast uns hierher gebracht , Vater Čech, lass uns nun das Land nach dir benennen – Cechy.« Und so entstand aus Cechy, Cesko und Tschechien. Danach entzündeten die Menschen ein heiliges Feuer stellten ihre Götter die „Dedky“ auf, die sie aus ihrer alten Heimat mitgebracht hatten und brachten ihnen Opfer dar.
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So wurde der Říp zum Zentralheiligtum der ersten Tschechen und noch heute ist auf der Stirnseite der nostalgischen kleinen Berghütte auf dem Gipfel des Berges zu lesen: „Was dem Moslem Mekka, das soll jedem Tschechen der Říp sein“.
Es ist überliefert, dass der Urvater der Tschechen nahe dem heiligen Berg beim Dorf Ctiněves bestattet wurde. Bis zum heutigen Tag machen sich regelmäßig Glücksritter in der Nähe des Říp auf die Suche nach dem sagenumwobenen Grab des Čech, der auch der Großvater der legendären tschechischen Hexenkönigin Libuše war, über die ich in einem eigenen Artikel berichten werde.
Um den Berg Říp ranken sich zahlreiche weitere mysteriöse Geschichten. So erzählt man sich, dass jedes Jahr am Palmsonntag ein Teich im inneren des Berges zugänglich würde, der voller Gänse und Enten mit goldenen Federn wäre. Eine der Hennen brüte dort auf 12 goldenen Eiern und daneben gäbe es eine Wiese mit Pferden, deren Hufe aus purem Gold bestünden.
Später wurde der dem Volk heilige Berg natürlich, wie fast alle heidnischen Heiligtümer, von den Christen okkupiert, wovon eine romanische Kapelle auf dem Gipfel zeugt. Diese ist, wie könnte es anders sein, dem heiligen Drachentöter St. Georg gewidmet. Im Inneren der Rotunde findet sich ein entsprechendes Standbild des Heiligen. Der Říp blieb nach der Christianisierung ein beliebter Wallfahrtsort und wurde für die Christen zum Georgsberg. Kommt man an weniger betriebsamen Tagen zum Gipfel, so lädt die Rotunde als energetischer Hot Spot auch hier zum Meditieren ein.
Wer sich zum Říp aufmacht, kann dies mit dem Zug oder mit dem Auto tun. Wählt man den Zug, fährt man mit diesem bis zum Bahnhof in Roudnice und folgt von hier dem rot markierten Wanderweg bis zum heiligen Berg.
Mit dem Auto fährt man einfach bis zum Parkplatz in Rovná und folgt der malerischen Allee, die direkt neben dem Parkplatz an einem kleinen See beginnt, den Berg hinauf. Der Weg ist breit und befestigt, aber teilweise recht steil. Dennoch ist der Aufstieg in 20-30 Minuten relativ bequem zu bewerkstelligen und durchgehend von Bäumen beschattet.
Während des Aufstieges hat man einen atembraubenden Ausblick auf große Teile Böhmens und die urwüchsigen Züge des tschechischen Mittelgebirges. Bei klarer Luft reicht der Blick von den drei Aussichtspunkten sogar bis zum majestätischen Riesengebirge hinüber, dem Krkonoše. Am Gipfel gibt es zudem eine kleine romantische Gastronomie, die den Pilger unter den alten Eichen zu einer verträumten Rast einlädt.
GPS-Koordinaten Parkplatz: 50°23’53.5″N 14°17’44.3″E
GPS-Koordinaten Rotunde: 50°23’11.2″N 14°17’22.2″E
Quellen:
Wikipedia – Říp
Marketa Maurova – Říp – Berg des Urvaters Chech – Radio Praha, 2002
Soňa Thomová, Zdeněk Thoma – Encyklopedie magických míst – Universum, Praha 2018