Um das nordöstliche Gebiet der Aarhuser Bucht findet sich eine für Dänemark eher ungewöhnliche Landschaft. Sehr hügelig, mit Erhebungen von über 100 Metern über Null. Die abschmelzenden Gletscher der letzten Eiszeit hinterließen in dieser Endmoränenlandschaft auch unzählige kleine Seen und Täler. Die Artenvielfalt hier ist überwältigend.
In dieser von uralten Wäldern, durchzogen von kleinen Seen und Bachläufen, Wiesen und dem Meer bestimmten Landschaft finden sich die größten Steingräber Dänemarks. Das größte, noch sehr gut erhaltene unter ihnen ist das sogenannte Poskær Stenhus. Obwohl es in den Ausmaßen im Vergleich mit anderen Grabanlagen dieser Zeit nicht sehr groß ist, so ist es doch überwältigend. Schon beim ersten Anblick werden wir mit demjenigen Phänomen konfrontiert, welches diese Orte zu so einzigartigen Punkten macht und was wahrscheinlich mit der Frage, warum gerade an dieser Stelle ein solches Monument errichtet wurde, zu tun hat. Die einzelnen, kreisförmig angeordneten Steine, die das innere „schützend“ umgeben, scheinen wie lebendige „Wächter“ dieses heiligen Ortes zu sein. Im Wechselspiel ihrer Form und Oberflächenbeschaffenheit mit unserer Begabung, scheinbar unzusammenhängende Linien zu Mustern, lebendigen Erscheinungsformen und Kunstwerken mit eigenem Charakter zu suggerieren, erscheinen diese ein bis 2 Meter großen, aufrecht stehenden Steine wie lebendige Wesen aus einer alten Welt, von deren verlorengegangenen Geheimnissen sie als stumme Zeugen erzählen. Die Intensität dieser Wahrnehmung ist der energetischen Intensität dieses geheimnisvollen Ortes geschuldet. 24 von diesen steinernen Wesenheiten stehen um die zentrale Grabkammerkonstruktion herum. Diese Grabkammerkonstruktion ist ein Kunstwerk, welches sich durch seine besondere Architektur würdig und über die Angelegenheiten der sterblichen Welt erhaben, innerhalb des schützenden Außenkreises auf heiligem Boden befindet. Unerwarteterweise befindet sie sich nicht im Zentrum des Kreises, sondern der Mittelpunkt der Grabkammer ist in etwa bei 2 Drittel des Innenkreises in östlicher Richtung, also auf dem östlichen „goldenen Schnitt“ der gedachten West-Ost-Durchmesserlinie. Ihr architektonisches Prinzip offenbart ein beeindruckendes Konzept: der riesige Deckstein, welcher als Dach der Grabkammer fungiert und ca. 11 Tonnen wiegt, wird auf fünf Punkten von den aufrecht stehenden Kammersteinen getragen. Die nach unten weisende Spaltfläche des Decksteines ist, abgesehen von der natürlichen rauhen Oberfläche, eine absolut glatte Ebene, die auch nach ca. 5000 Jahren immer noch im rechten Winkel zur gedachten Erdachse liegt.
Die Steine, die den Deckstein tragen, berühren diesen tatsächlich nur an 5 Punkten, welche sich dementsprechend alle auf einer horizontalen Ebene befinden. Die tragenden Steine weisen nach innen gerichtet ebenso glatte Flächen auf, wie die Unterseite des Decksteines. Diese Flächen bilden in den Punkten, an denen sie zusammenstoßen auf dem Boden der Grabkammer ebenfalls ein ziemlich exaktes Pentagramm, wie auch die eben genannten Punkte, auf denen die Grabplatte ruht, ein Fünfeck ergeben. Das Pentagramm allerdings, welches den Grabkammerboden bildet, ist nach Osten geöffnet, das heißt, der Zacken des Pentagramms, der nach Osten weist, ist quasi auf und öffnet sich damit der aufgehenden Sonne entgegen. Dieser bauliche Aspekt wird noch forciert, indem der so entstehende Eingang, beziehungsweise „Pfad ins Licht“ durch zwei weitere kleinere, direkt an die Tragesteine angrenzenden Steine gesäumt wird, die Richtung und Bedeutung des Gedankens eines Pfades, der sich zum Licht hin öffnet, unterstreicht. Die Flucht dieses „Pfades“ beschließen zwei der Außenkreissteine, die mit den genannten kleineren jeweils auf einer Ost-West-Achse ausgerichtet sind. Die Erkenntnis dieser Beobachtungen versetzt einen in Ehrfurcht und lässt die Gewissheit zu Tage treten, dass vor 5000 Jahren mit den für uns Menschen so existenziell wichtigen Themen wie dem Tod und der Frage nach der Transzendenz in ähnlicher Weise umgegangen wurde, wie sie es heute noch in unseren Mysterien- und Lichtbünden praktiziert wird. Dennoch bleibt die Frage nach der Art und Weise der Konstruktionsmittel. Die Vermutung liegt nahe, dass es, wenn überhaupt, nicht nur mechanische Kräfte waren, die diese steinernen Zeugen einer uralten Kultur hervorgebracht haben, sondern, dass vielmehr geheimnisvolle Kräfte am Werke waren, dessen Kenntnis dem heutigen Menschen in seiner starren Überzeugung an die Macht der Materie nicht mehr zugänglich sind. Poskaer Stenhus ist ein Ort an dem sensible Gemüter den leisen und doch in einem so Großes bewirkenden Tönen lauschen kann.
Es wird zudem erzählt, dass in früheren Tagen eine Trollfamilie den Dolmen bewohnt habe. Die Trollfrau bot der Bäuerin eines nahegelegen Hofes an, für sie kostenlos Garn zu spinnen, wenn sie ihren Namen erraten könne. Eines Abends hörte der Bauer die Trollfrau für die kleinen Trollkinder singen, wobei er des Namens „Hottetejlil” gewahr wurde. Als die Bäuerin den Namen von ihrem Mann erfuhr, grüßte sie die Trollfrau am kommenden Morgen mit diesem Namen, woraufhin die Trollfrau nie wieder für sie arbeitete.
GPS-Koordinaten des Dolmen: 56°13’06.4″N 10°30’07.3″E
Quellen:
Wikipedia – Poskær Stenhus
Geschichte und Geschichten aus Skandinavien – Poskær Stenhus – Dänemarks größter Runddolmen
grosssteingraeber.de – Der Runddolmen „Poskær Stenhus“ auf Djursland